Rezension der NachtMusik

Tonhalle Düsseldorf – Blick in das Kuppelrondell

Rezension der „NachtMusik“ vom 17. März 2006 im Robert-Schumann-Saal Düsseldorf von H.D. Peltzer

Mozart als opulentes 11-Gänge-Musik-Menü, abgestimmt auf 440Hz mit der Schumann Camerata unter der Leitung von A. Shelley, der Sopranistin und Jazzerin Marlis Petersen, dem 14-jährigen Pianisten Julian Jia und dem Schauspieler Ralf Bauer als Moderator.

Nachdem das erste Konzert der Reihe 440Hz für junge Erwachsene im vergangenen Oktober laut hausinterner Information ein voller Erfolg war und ein neues Publikum anzulocken vermochte, war der Rezensent gespannt, ob auch das zweite Konzert dieser Reihe an den Erfolg des ersten anknüpfen oder ihn gar übertreffen konnte.

Um die Antwort gleich vorwegzunehmen, es konnte, und zwar lockte das opulente 11-Gänge-Musik-Menü so viele Gäste an, dass nur noch in der ersten Reihe einige Plätze schamvoll frei blieben, weil der Hausherr offensichtlich zu viele für VIP reserviert hatte.

Zum Entree stimmte sich das jugendliche Ensemble der Schumann Camerata auf 440Hz, den Kammerton A, das „Leitmotiv“ sozusagen, ein. Auch der Steinweg-Flügel war, wie das mitgebrachte Messgerät anzeigte, punktgenau und bis in den Diskant hinein gut gestimmt.

Das Mozart-Festmahl konnte beginnen!

Als musikalische Vorspeise gab es den ersten Satz aus der „Kleinen Nachtmusik“ KV 525 zu hören. Wer damit schon Appetit auf mehr bekommen hatte, musste seinen Hunger mit anderen Mozart-Filet-Stücken stillen, die unter dem aufmerksamen Dirigat von Alexander Shelley meisterlich serviert wurden. Denn die anderen drei Sätze von KV 525 verteilte der Küchenchef in der Gestalt des Moderators und beliebten Schauspielers Ralf Bauer über zweieinhalb Stunden geschickt bis hin zum Ende des opulenten Mahles, so dass der Spannungsbogen erhalten blieb.

Als Zwischenspeise wurde von der stimmlich hervorragend disponierten Sopranistin Marlis Petersen – passend zu KV 525 – die „Abendempfindung“ KV 523 vorgetragen, so dass das Publikum vielleicht jetzt schon auf den Lied-Geschmack gekommen war. Überhaupt sollten die Gourmet-Freunde der Gesangskunst an diesem Abend mehr als einmal im Verlauf des nächtlichen Mozart-Dinners auf ihre Kosten kommen, wagte die Sopranistin doch nicht nur mit Bravour den stimmlichen Höhenflug mit der Konzertarie „Ah, lo previdi“ KV 272, sondern begab sich auch zweimal auf das Glatteis der Improvisation zu „Ach, ich fühl´s“ und „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus der Zauberflöte.

Wem solche Leckerbissen denn doch nicht so recht schmecken wollten, der bevorzugte vielleicht lieber etwas aus dem Hauptgericht-Angebot: dem Allegro des A-Dur-Klavierkonzertes, KV 414, dem Andantino des Es-Dur-Klavierkonzertes, KV 271, oder dem Allegro Assai des A-Dur-Klavierkonzertes, KV 488. In dieser „Königsdisziplin“ spielte der 14-jährige Pianist Julian Jia auf. Was für erlesene Köstlichkeiten kamen da auf die Festtafel! Was für eine geballte Energie wurde da über die treffsicheren Finger freigesetzt und von der Schumann Camerata wohltuend und – bis auf einige unschöne Töne beim Blech – wohlklingend begleitet.

Wer nach all dem noch etwas Platz gelassen hatte für einen feinen Nachtisch, der wurde reich belohnt mit einer Zugabe des bravourös aufspielenden Julian Jia.